Die Zeit der Wunder

Bondoux, Anne-Laure, 2011
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Medienart Buch
ISBN 978-3-551-58241-6
Verfasser Bondoux, Anne-Laure Wikipedia
Beteiligte Personen Vogel, Maja von Wikipedia
Systematik DJ - Jugend-/Brückenliteratur
Schlagworte Hoffnung, Frankreich, Flucht, Kaukasus Krieg
Verlag Carlsen
Ort Hamburg
Jahr 2011
Umfang 188 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Anne-Laure Bondoux. Maja von Vogel
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Franz Derdak;
Annotation: In Ich-Form erzähltes Schicksal eines jungen Flüchtlings aus dem Kaukasus - verwoben mit kriegerischen und familiären Wirrnissen.

Rezension: Zum Thema Zentralasien sind aus der Jugendliteratur der letzten Jahre besonders die drei Bände um das Mädchen Parvana, erzählt von Deborah Ellis, hervorzuheben ("Die Sonne im Gesicht. Ein Mädchen in Afghanistan", "Allein nach Mazar-e Sharif" und "Am Meer wird es kühl sein", Jungbrunnen). Nennenswert sind auch "Hesmats Flucht" von Wolfgang Böhmer (cbt) über die tragische Flucht eines afghanischen Burschen bis nach Österreich und der preisgekrönte Roman "70 Meilen zum Paradies" über die Fluchtbewegung aus Nordafrika nach Europa von Robert Klement (Jungbrunnen).
Der vorliegende Roman von Anne-Laure Bondoux zeigt nach dem abrupten Einstieg, der Erstbegegnung des Protagonisten mit Frankreich, im Erstaufnahmezentrum, in einer - breite Strecken des Buches in Anspruch nehmenden - Schilderung die sich stetig verschärfende Situation im kaukasischen Heimatland des Kindes und die sich eröffnende Hoffnung einer Ausreisemöglichkeit nach Frankreich. Aus der Sicht des anfangs 7-jährigen Buben Koumaïl wird die Flucht des mittlerweile 10-Jährigen, begleitet von einer - wie es scheint - fürsorglichen Frau, Gloria, aus Suchumi über Russland, die Ukraine und Moldawien nach Rumänien erzählt, wo sie Unterschlupf in einem sogenannten Zigeunerlager finden. Mittlerweile zwölf Jahre alt geworden, bricht Koumaïl mit Gloria und den Roma nach Westen auf - in der Hoffnung, bald durch Paris zu spazieren. Doch er wird von einer Zollkontrolle mitten aus einer LKW-Ladung Schweine heraus gefasst. Gloria ist verschwunden. Jahre zunehmender Inkulturation in Frankreich bis zur Volljährigkeit folgen, in denen der Junge Gloria stets vermisst. Schließlich findet er sie in Georgien todkrank auf und kann noch kurz die Freude erleben, sie als seine Mutter zu erfahren - womit die "Zeit der Wunder" endet, sein Vater war ein für die Unabhängigkeit Georgiens kämpfender Terrorist.
Dieser große Lebensausschnitt des in Ich-Form erzählenden Burschen von der Kindheit bis zum Erwachsensein mit der entsprechenden breiten Identifikationsmöglichkeit bietet die Chance, dass der berührende Roman sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gelesen wird.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Cornelia Gstöttinger;
Die Hoffnung, die in den Träumen steckt, lässt den Flüchtlingsjungen Koumaïl Grenzen überwinden. (ab 12) (JE)

Darf man in Kriegszeiten verliebt und glücklich sein? "Glücklich sein wird zu jeder Zeit empfohlen" (S. 60) - diese Worte seiner Ziehmutter Gloria nimmt sich der genügsame und herzensgute Flüchtlingsjunge Koumaïl zu Herzen. Er ist gemeinsam mit der toughen Gloria auf der Flucht aus dem bürgerkriegserschütterten Kaukasus, einer Gegend, in der es gefährlich ist für die Kleinen und Schwachen. Wie Geister wandern Flüchtlinge von Tal zu Tal. Koumaïls Ziel: Frankreich. Dort, im Land der Menschenrechte, wird alles gut, dort kann er endlich seine Mutter finden. Denn Koumaïls Herkunft ist voller Rätsel, Gloria hat ihn als Säugling nach einem Zugsunglück zu sich genommen. Zu früh muss er lernen, der Verzweiflung nicht zu viel Platz einzuräumen, damit sie nicht die Seele zerfrisst. Ohne jammern nimmt er die Widrigkeiten des Lebens in Kauf.
In einer Rückblende lässt uns der liebenswerte Ich-Erzähler aus einer kindlich-naiven Erzählperspektive an seinem beschwerlichen Weg in den Westen teilhaben und schildert seine abenteuerliche und bewegende Geschichte, die wie ein Märchen anmutet. Der französischen Autorin ist ein äußerst poetischer, feinsinniger Text über den Kaukasuskonflikt gelungen. "Manchmal macht das Erfinden von Geschichten die Wirklichkeit erträglicher" - erst gegen Ende des Romans offenbart sich den LeserInnen die volle Wahrheit, die sich in diesem Satz verbirgt. Das besonders empfehlenswerte Jugendbuch wurde mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2012 ausgezeichnet und ist wegen der kurzen Kapitel bereits für LeserInnen ab 12, aufgrund der fein ziselierten Prosa aber auch für Erwachsene geeignet. Fazit: Ein kleines Juwel, das Hoffnung und Lebensmut ausstrahlt und tief berührt. Man möchte dem sympathischen Koumaïl noch viele Wunder wünschen!

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Der Ich-Erzähler Koumaïl erzählt retrospektiv von seiner Kindheit auf der Flucht: Jahre in denen die einzige Konstante Gloria ist, die ihm immer wieder erzählt, wie sie ihn als Baby zu sich genommen hat. Schließlich werden sie getrennt und Koumaïl kommt allein in Frankreich an. Jahre später gelingt es ihm, die schwerkranke Gloria in einem Spital in Tiflis wiederzufinden. Kurz vor ihrem Tod erzählt sie ihm ein weiteres Mal seine Geschichte: Eine neue Fassung, nämlich die Wahrheit. Im herzergreifenden Ende wird deutlich, dass Gloria ihr Leben nur mit dem Neu-Erfinden einer Lebensgeschichte bewältigen konnte, deren Wahrheit kaum erträglich ist. Geradlinig wird hier von furchtbaren Geschehnissen erzählt - aber auch von der Kraft, die Menschen aufbringen, um sie zu bewältigen: "Das einzig wirksame Heilmittel gegen die Verzweiflung ist die Hoffnung."
*STUBE*

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