Der Duft der Kiefern : meine Familie und ihre Geheimnisse

Schaalburg, Bianca, 2021
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Medienart Buch
ISBN 978-3-96445-058-6
Verfasser Schaalburg, Bianca Wikipedia
Systematik DC - Comics und Graphic Novels
Schlagworte Jugendbuch, Geschichte, Nachkriegszeit, Deutschland, Familie, Juden, Weltkrieg <1939-1945>, Historischer Roman, Vergessen, Erinnerung, Krieg, Judenverfolgung, Vergangenheitsbewältigung, Berlin, Jugendsachbuch, Comicroman, Autobiographischer Roman, DJL-Preis 2021 Nominierung, Enteignung
Verlag Avant-Verl.
Ort Berlin
Jahr 2021
Umfang 208 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Bianca Schaalburg
Illustrationsang überw. Ill.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Franz Lettner;
Autobiografische Comics haben das Medium in den letzten Jahrzehnten geprägt wie kaum ein anderes Genre, beginnt Martin Reiterer seinen spannenden Beitrag über grafische Erinnerungen in 1001 Buch 2|18. Darin kommt er auf Meilensteine zu sprechen, etwa Maus (im Orig. ab 1980, dt. erstmals 1989), in dem Art Spiegelman die Geschichte seiner Eltern der Vater hat Auschwitz überlebt erzählt. Zuletzt hat sich Nora Krug mit Heimat. Ein deutsches Familienalbum (2018) in diese Reihe eingeschrieben. Die seit etwa 20 Jahren in Amerika lebende deutsche Illustratorin geht darin der Geschichte ihrer Familie auf dem Hintergrund des Nationalsozialismus nach. Wenn Nora Krug ihre Auseinandersetzung aus der räumlichen Distanz und zuerst in englischer Sprache angeht, auch mit der Frage nach der kollektiven Schuld Deutschlands im Focus, ist Bianca Schaalburg nahe dran und hat neben ihrer Familie Berlin im Blick. Das Erbe ist das erste Kapitel überschrieben, es bezeichnet im engeren Sinn ein Schlafzimmermöbel der Großmutter, das Bianca Schaalburg 2004 übernimmt. Der Schrank und ein darauf platziertes Familienfoto von 1941 sind unmittelbarer Anlass und Ausgangspunkt für die 1968 geborene Illustratorin, ihrer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen. In einer komplexen Dramaturgie mit vielen Zeitsprüngen geht sie dem nach, was weitgehend verdrängt oder jedenfalls verschwiegen worden war: Der Frage etwa, welche Aufgaben ihr Großvater als Buchhalter der Wehrmacht in Riga hatte; oder dass in jenem Haus, in das die Familie 1936 eingezogen war, davor drei Menschen jüdischer Abstammung gewohnt hatten, an die sich später niemand mehr erinnern wollte. Das Haus in der Waldsiedlung in Zehlendorf samt der dortigen Kiefern ist der räumliche Fluchtpunkt, von dem aus zwischen den Familienmitgliedern Fäden gespannt werden, von der Urgroßmutter bis zum Sohn Schaalburgs, der sie bei Nachforschungen in Ämtern, Archiven und Gedenkstätten unterstützt. Die Recherchen sind ebenso Gegenstand der Erzählung wie deren Ergebnisse. Und wenn gar nichts herauskommt, wie in Bezug auf die Vormieter, erzählt Schaalburg, wie es gewesen sein könnte.
Diese grandios gezeichnete autobiografische Familiengeschichte, die Erinnerungen und den Prozess des Erinnerns zusammenbringt und sichtbar macht, privates Leben mit dem öffentlichen verknüpft, politische Geschichte und Alltagskultur auf der Text- wie auf der Bildebene dokumentiert, darf wohl auch als Meilenstein des Graphic Memoir gelten.

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