Immer denk ich deinen Namen : Roman

Grill, Evelyn, 2016
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-7266-3
Verfasser Grill, Evelyn Wikipedia
Systematik DR - Romane,Erzählungen, Prosa
Schlagworte Liebe, Beziehung der evangelischen Kirche zur Weltmission, Prag
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2016
Umfang 139 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Evelyn Grill
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Maria Schmuckermair;
EHE - Abkürzung für errare humanum est. (DR)
Angesiedelt in der Zeit, als es weder Handy noch Computer gab und man sich über Münztelefone oder mit handgeschriebenen Briefen verständigte, werden zwei unglückliche Menschen bei einer Tagung in Prag zusammengeführt. Der kriegsversehrte, an einer angesehenen deutschen Universität lehrende Professor Adrian Roth zerfleischt sich neben den hohen beruflichen Anforderungen und Verpflichtungen zwischen den vielen Problemen in seiner Familie: mit der dementen Mutter im Altersheim, der todkranken Ehefrau daheim, der in Scheidung lebenden Tochter und mit den zwei dem Vater entfremdeten halbwüchsigen Söhnen. Die wesentliche jüngere Vera lebt in Österreich mit zwei kleinen Kindern und einem autoritären Ehemann, der am Morgen nach den glanzpolierten Schuhen schreit und nachts die ehelichen Pflichten seiner Frau einfordert. Ihre schriftstellerischen Ambitionen als Lyrikerin belächelt er, dass sie ein Jusstudium begonnen hat, muss sie ihm verheimlichen. Eine kurze Unterhaltung, ein verständnisvolles Lächeln auf einer Gruppenreise nach Prag weckt in beiden eine tiefe Sehnsucht nach Seelenverwandtschaft, die sie aneinander entdecken. Ein leidenschaftlicher Briefwechsel beginnt, der in beiden die verschüttete Aussicht weckt, vielleicht doch noch einmal das Glück des vollkommenen Angenommenseins erleben zu dürfen.
Mit ihrer feinsinnigen, intensiven, an klassischen Vorbildern geschulten Sprache versteht es Evelyn Grill meisterhaft, große Empathie für das einander aus der Ferne liebende Paar zu erzeugen und mit einem unerwarteten Schluss zu überraschen. Eine gelungene Studie, besonders lesenswert für middle ager!

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Quelle: Pool Feuilleton;
Gute Sprichwörter erleichtern zwar den Tagesablauf zwischendurch, harte Sachen freilich müssen in der Literatur die Helden umso heftiger ausbaden, je bessere Sprichwörter sie kennen.
Evelyn Grill bringt in ihrem Roman "Immer denk ich deinen Namen" zwei hochbelesene, feinfühlende und aufgeklärte Helden zusammen. Ein Germanistikprofessor aus Karlsruhe trifft in Prag bei einer Kafka-Tour die Lektorin Vera, und schon beim Heimfahren in ihre Literaturzellen merken beide, da ist etwas geschehen. Beide unterliegen offensichtlich dem Doderer'schen Diktum: "Wer sich in Familie begibt, kommt darin um!" (31)
Die Hauptlast der nun folgenden Sehnsuchtstragödie trägt Adalbert, der jeden Brief an Vera ein paar Mal neu aufsetzt, bis offensichtlich die passende Emotion literarisch verbrämt genug aus der Feder springt. Rundherum erlebt er ein Desaster, Mutter und Schwiegermutter sind in Heimen untergebracht, seine Frau ist schwer krebskrank und braucht Ruhe von Geräuschen und Berührungen, seine beiden Söhne schlagen sich in der Schule herum, und als man denkt, jetzt sind aber genug defekte Personen auf der Bühne, kommt noch die Tochter mit dem Enkelkind Puppi und will sich scheiden lassen. Demütigend sind die Nächte, Adalbert holt sich das Schlafzeug aus dem Schlafzimmer und bereitet sich im Arbeitszimmer ein Notlager. Kein Wunder, dass er jetzt ausrastet und in schönen Fügungen schmachtet.
Vera hingegen muss ihre beiden Kinder zur Schule bringen und den Mann aushalten, der sich Nacht für Nacht an ihren Körper heranmacht. Zwischen den Gedichten, die sie bearbeitet, und dem Gemurkse unter der Tuchent tut sich so manche Kluft zwischen den Zeilen auf. Vera schmachtet nicht weniger als Adalbert, aber sie ist vielleicht einen Schritt näher an der Realität und denkt an Scheidung.
Gerade als in beiden Familien die Düsternis schier unerträglich geworden ist, gelingt es, ein haptisches Date zwischen Karlsruhe und Wien auf die Füße zu stellen. Aber in der Liebe, der Literatur und dem Leben ist letztlich nichts fix. Gerade als Vera am Bahnhof auf ihren Brief-Geliebten wartet, ist nicht sicher, ob dieser überhaupt im Zug sitzt. Kurz vor Abfahrt nämlich ist ihm die Familie auf die Schliche gekommen, der Sohn liest in makellosem Hohn die Briefe vor, die offensichtlich falsch zugestellt und in die Hände des wütenden Mini-Clans gelangt sind.
Evelyn Grill erzählt mit Respekt von diesen geschundenen Kreaturen, die an ihren schönen Fügungen mindestens so leiden wie an den nackten Hormonen, die auch Germanisten zwischendurch auszuschütten im Stande sind. Der Roman geht milde, aber schonungslos mit seinen Helden um, die wahrscheinlich nur die brutale Wirklichkeit von ihren Sehnsuchtsträumen erlösen kann. - Reif und witzig!
Helmuth Schönauer

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